Montag, 15. September 2014

Lohn der Angst - Salaire de la peur







 Der  in schwarzweiss gedrehte Film 
Lohn der Angst ( Le Salaire de la peur)  von 
Henri-Georges Clouzot aus dem Jahr 1953,
gilt als   Klassiker.
Und wie bei so vielen Klassikern,
leidet er bei einem Wiedersehen darunter,
dass Vieles, was damals neu war,
 in der Zwischenzeit noch und noch  
kopiert und variiert wurde,
sodass manches, was vor 60 Jahren
sensationell  und  unverbraucht war, unterdessen
zum abgedroschenen Klischee verkommen ist.
Trotzdem gilt "Lohn der Angst"
immer noch als Meilenstein.
Sowohl für den Abenteuer- wie für den Actionfilm.
darüber hinaus  kann er,  nicht
 zuletzt, auch als eine frühe
Form des Road Movie Genres und
der Truckerfilme betrachtet werden.





Der Brand einer US amerikanischen  Erdölquelle
irgendwo in Venezuela kann 
nur durch eine gezielte Explosion gelöscht weden.
Dafür muss ein Himmelfahrtskommando
 mit zwei mit Nitroglyzerin beladenen Lastwagen
  seinen Weg ins Hinterland  finden.
 Der Film, der in voller Länge 148 Minuten 
dauert, wurde oft nur gekürzt gezeigt und
liess sich auch  Zeit, um "in Fahrt" zu kommen.




Vier gescheiterte Existenzen,
der Korse Mario (Yves Montand),
der Deutsche Bimba (Peter van Eyck), 
Smerloff (Jo Dest) aus 
Russland und der Italiener Luigi
 (Folco Lulli) hängen die erste, gewollt schleppende,
halbe Stunde in einem gottverlassenen,
 trostlosen Kaff herum.





Dann bekommen  sie 
den halsbrecherischen
Auftrag zugeschanzt, der ihnen
je 2000 Dollar  und so die
 Möglichkeit bietet, aus ihrer Misere
auszubrechen. Es folgt die
500 kilometerlange,
halsbrecherische Fahrt mit der
hochexplosiven Fracht.

Eine Fahrt, die letztendlich
für Alle tödlich endet.

Alle Darsteller (vor allem Charles Vanel )
 sind ausgezeichnet und
 geben ihr Bestes, auch wenn
ihre Dramatik heute etwas
übertrieben scheint und die
psychologische Zeichnung heute
etwas holzschnittartig wirkt.
Sehgewohnheiten ändern sich eben und
man muss die 60 Jahre, die
seit der Entstehung
des Films vergangen sind,
einfach mit in Betracht ziehen.





Aus Kostengründen wurde der 
ganze Film in Europa gedreht.
Montand weigerte sich, in Franco Spanien
zu arbeiten und so wählte man Südfrankreich als Drehort.
Dennoch sprengte der Film  wegen widriger Umstände
 das Budget, der Zeitplan wurde überschritten
 und es  kostete Georges  Clouzot
20. November 1907 - 12. Januar 1977
den letzten Nerv.




“...Soviel ich weiss, gibt und gab es in der Geschichte 
des französischen Kinos kein Team, das verschworener, 
begeisterter und verbissener gearbeitet hat als das, 
welches mich während dieser langen Monate 
unterstützt und manchmal auch angetrieben hat. 
Trotz Regen, Kälte, Überschwemmungen, Krankheiten
 und der permanenten Unfallgefahr haben diese 
Menschen Stück für Stück, Meter um Meter den
 Film festgehalten, den Sie gleich sehen werden.“





Es steckte also einiges Herzblut in dem Streifen
und er traf wohl auch den damaligen  Zeitgeist.
Mit den Themen Angst, Tod, Freiheit, 
Verantwortung und Handeln
passte der Film zu dem  damals aktuellen
 französischen Existentialismus.
(Sartre, de Beauvoir, Camus)
einer philosophischen Richtung, die bald darauf zur 
blossen, modischen Attitude verkam.



Der Film wurde auch als
politische Stellungsnahme
aufgefasst.
Seine Kritik am Prinzip der Ausbeutung  
wurde nicht nur  in den USA als
antiamerikanisch empfunden
und  heftig diskutiert.





 Aber davon abgesehen lieferte Clouzot
einen Film ab, der damals einschlug,
wie eine Bombe.






1953 wurde der Film  in Cannes mit der Goldenen Palme
und in Berlin mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.






Für Yves Montand war es der
 schauspielerische Durchbruch.
Er wurde zu einem der bekanntesten Darsteller
des französischen Films.






1977 wagte Hollywood mit  William Friedkin
("Der Exorzist") als Regisseur, ein
25 Millionen Dollar teures Remake.
Man drehte teilweise im südamerikanischen
Dschungel  und die Specialeffects
(Gewitterstürme, Brückeneinsturz, Explosionen,)
 standen auf der Höhe der damaligen Zeit
und der Film steht wohl dem heutigen
Publikumsgeschmack  und den neuen Sehgewohnheiten
um einiges näher...
allerdings vermochte er meines Erachtens
 die Dichte seines Vorbilds
nicht zu erreichen.