Dienstag, 5. Oktober 2010

Hansi -Jean-Jacques Waltz


Der elsässische Grafiker, Zeichner und Heimatforscher
Jean-Jacques Waltz (1873-1951), bekannt unter dem Pseudonym "Hansi"
war mit der leid- und wechselvollen Geschichte seiner Heimat
aufs Engste verknüpft.




Der Künstler hinterliess ein reiches Erbe.
Seine zahlreichen Motive finden sich heute noch auf fast 400 Postkarten,
auf Geschirr, auf Speisekarten, Programmen, Etiketten
und in Büchern und werden fleissig vermarktet
und sind mittlerweile Teil eines verniedlichenden,
kommerzialisierten Elsassbildes geworden.




Wofür der Künstler allerdings wohl kaum etwas kann.






1873 im damals wieder Deutschland zugeschlagenen Elsass geboren,
machte er aus seiner profranzösischen Haltung nie ein Hehl.
Er nutzte seine grafischen Fähigkeiten nicht zuletzt, um dem elsässischen
Widerstand gegen Deutschland Ausdruck zu verschaffen,
was ihm mehrere Verurteilungen vor deutschen Gerichten einbrachte.



Das Elsass war für Hansi ein französisches Elsass im Schosse
der französischen Republik. Sein einseitig frankophiler,
manchmal überbordender Lokalchauvinismus mag heute befremden,
wenn man vergisst, in welchem Ausmass der Streit um Elsass-Lothringen
die Fronten zwischen Deutschland und Frankreich
seit 1871 bis nach 1945 verhärtet hat.



„Professor Knatschke“ war eine der bissigen Satiren in
„antigermanischen“ Geist, die grosse Bekanntheit erlangte.




Aus der Perspektive eines chauvinistischen deutschen Oberlehrers
persifliert Waltz die bornierte Ueberheblichkeit der
Reichsdeutschen und ihre Ignoranz gegenüber der elsässischen Kultur.
1914 trat Waltz in die französische Armee ein und
begrüsste 1918 begeistert die Befreiung des Elsass durch Frankreich.
Zu Beginn des zweiten Weltkriegs, als das Elsass wieder an Deutschland
zurückfiel musste er nach Agen flüchten, wo er von der
Gestapo aufgegriffen und fast totgeprügelt wurde.
Nach einer langen Irrfahrt floh er, geschwächt und demoralisiert
ins Schweizer Exil. Erst 1946 fand er endlich wieder in seine
Heimatstadt Colmar zurück, wo er 1951 verstarb.





Neben seinen antideutschen, politischen Arbeiten schuf Hansi
hunderte von Bildern, die in Büchern und als Ansichtskarten weite
Verbreitung fanden und ein verzaubertes, märchenhaft,
bukolisches Elsass zeigen.


Auch wenn dieses Elsassbild heute vielfach als „verklärend“
und “idyllisierend“ empfunden wird, prägte er mit diesen Arbeiten
das Elsassbild, wie kaum ein anderer.




Seine Könnerschaft als Maler und Zeichner steht ausser Frage.



Seine Bilderbücher "L´Histoire de l´Alsace racontée aux petits enfants"
und "L´Alsace heureuse" sind heute noch Bestseller.